A smart artist makes the machine do the work!
Die Netzkunstgeneratoren sind Computerprogramme, die nach Eingabe eines Titels und eines (Künstler-)Namens im Internet vorhandenes Material sammeln und zu einem neuen Werk rekombinieren. Der eingegebene
Titel dient dabei als Suchbegriff. Über ein WWW-Interface können die Programme leicht bedient werden. Die Ergebnisse werden online in einem Archiv gespeichert und stehen zum freien Download zur
Verfügung. Seit 1999 entstanden in Zusammenarbeit mit sechs Programmierern fünf unterschiedliche Versionen: nag_01 bis nag_05. Einen Vorläufer des Netzkunstgenerators habe ich im Rahmen von
female extension eingesetzt.
Obwohl die Aufgabenstellung des Netzkunstgenerators auch unter Einsatz einer anderen Programmiersprache gelöst werden könnte, entschieden sich alle Programmierer/-innen für die Programmiersprache
PERL. Ein Grund hierfür mag sein, dass PERL im Hackerumfeld, dem die Pogrammierer/-innen der nags entstammen, besonders beliebt ist, weil es sich dabei um freie Software handelt bzw. damit kompatibel ist
und ausserdem im "Comprehensive Perl Archive Network" (CPAN) eine große Anzahl von fertigen Modulen vorhanden ist, die als Grundbausteine für den Netzkunstgenerator verwendet werden
können.
Der erste Netzkunstgenerator nag_01 entstand 1999 und wurde in Zusammenarbeit mit Ryan Johnston vom Banff Media Center in Kanada entwickelt. nag_01 lädt ein oder mehrere geeignete Bilder in den Hintergrund
und legt mehrere Schichten von Text und einzelne andere Bilder darüber. Als Resultat bekommt man eine neue Website, die die Anmutung einer Grafik besitzt.
nag_02 entstand im selben Jahr und wurde von dem slowenischen Hacker und Programmierer Luka Frelih auf meine Anregung hin in Anlehnung an Andrew Bulhaks Dada-Engine gestaltet. Das sehr komplexe PERL-Script,
das sich durch die kreative Erfindung neuer Wörter und Wortkombinationen und einen eher sparsamen Einsatz von Bildern auszeichnet, benötigte von der Eingabe des Suchbegriffs zur Fertigstellung bis
zu 30 Minuten. Die neu enstandene Website besteht aus einer Vielzahl von einzelnen, miteinander verlinkten Seiten. Diese Version ist seit 2002 außer Betrieb; die Funktionsweise ist aber noch durch im
Archiv zugängliche Werke nachvollziehbar.
nag_03 wurde im Jahr 2000 von den Hamburger Hackern Barbara Thoens und Ralf Prehn entwickelt. Das im Vergleich zu den anderen Netzkunstgeneratoren eher einfache Programm verarbeitet hauptsächlich Bilder,
die unverändert aneinander gereiht werden und zeichnet sich durch große Zuverlässigkeit und Stabilität aus.
nag_04 ist ein Programm, das nur mit Bildern arbeitet und das Material zur Weiterverarbeitung ausschliesslich von der Google Bildersuchmaschine bezieht. Zusammen mit dem Programmierer Panos Galanis von der
Hamburger Firma iap entwickelte ich 2003 diese Programmversion, die Teile der gefundenen Bilder manipuliert und in einem zufalls-gesteuerten Collageverfahren zu einem neuen Bild zusammenbaut. Die
Bildverarbeitung findet serverseitig unter Anwendung von ImageMagick statt. Dieser Netzkunstgenerator war eine Auftragsarbeit für die Kunstsammlung der Volksfürsorge Versicherungen und ist nun Teil
der Sammlung.
nag_05, von seinem Programmierer Richard Leopold auch moiNAG genannt, entstand ebenfalls im Jahr 2003 und besitzt strukturelle ähnlichkeit mit dem nag_02. Diese Programmversion lehnt sich ebenfalls an die
Dada-Engine von Bulhak an und konzentriert sich auf die Verarbeitung von Texten, obwohl durchaus auch Bilder in die neu entstehenden Webseiten eingebunden werden können. Zum "Schreiben" der
neuen Texte werden Markov-Ketten eingesetzt. Ein besonderes Feature von nag_05 besteht darin, aus den HTML-Formatierungen der verarbeiteten Webseiten die Formatierung der neuen Seite zu errechnen.
Seit 2003 stehen alle Netzkunstgeneratoren unter der GPL (Gnu General Public License) und können von der Website heruntergeladen werden. (source code)
Mein besonderer Dank gilt den Programmierer/-innen für ihre Begeisterung und ihr Engagment.