Zur Zeit seien noch intensive
Verhandlungen mit der Stadt im Gange. Es sei aber noch diese Woche
mit einer Lösung zu rechnen, die «mit grosser Sicherheit alle
Beteiligten zufrieden stellen wird», sagte Rentenanstalt-Sprecher
Andreas Bichelbauer laut einer Mitteilung der Juso der Stadt Zürich
an einer Veranstaltung der Besetzer des Cabaret Voltaire.
Die Besetzer hatten zuvor symbolisch die Liegenschaft des
historischen Cabaret Voltaire an der Spiegelgasse von der
Rentenanstalt übernommen. Die Aktion beendete am Sonntag den
«DADAaktionstag».
Die Schlusskundgebung fand vor dem Hauptsitz der Rentenanstalt am
Mythenquai statt. Nachdem die rund 200 bunt kostümierten
Aktivistinnen und Aktivisten den Haupteingang mit Kleingeld und
Eiern beklebt hatten, dankte ein Sprecher in Frack und Melone der
Rentenanstalt für «die schöne Zeit, die wir zusammen hatten». Weiter
sagte der Sprecher: «Mit unserer Geldaktion haben wir das Cabaret
Voltaire gekauft und kehren zurück in unsere Liegenschaft.»
Besetzt halten die Kunstschaffenden das einstige Dadahaus an der
Spiegelgasse seit Anfang Februar. Damit wollen sie die Umbaupläne
der Eigentümerin Swiss Life, einer Tochter der Rentenanstalt,
verhindern oder wenigstens stören.
In 60 Prozent der Liegenschaft möchte Swiss Life Wohnungen
einrichten. Der Umbau soll am 2. April beginnen. Um
Auseinandersetzungen zu verhindern, bemüht sich die Stadt Zürich im
Gespräch mit der Eigentümerin um eine einvernehmliche Lösung.
Um die Öffentlichkeit für ihre Anliegen zu gewinnen, haben die
Kunstschaffenden den «DADAaktionstag» organisiert. Obwohl sie an
verschiedenen Orten der Innenstadt - im Lift des Parkhauses Hohe
Promenade, beim Bellerive Museum, beim Grossmünster oder auf der
Quaibrücke - mit durchaus dadaistischen Performances oder Lesungen
aufwarteten, zeigte das flanierende Publikum kaum Interesse.
Das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Bei eisiger Kälte
wärmte sich die dadaistische Schar am Feuer nostalgischer Erinnerung
und gedachte der grossen Vorbilder Hugo Ball, Hans Arp oder Francis
Picabia. Diese hatten im Februar 1916 im Cabaret Voltaire jene
Bewegung ins Leben gerufen, die sich rasch nach Deutschland,
Frankreich und in die USA ausbreitete und in Kunstkreisen bis heute
von Bedeutung geblieben ist. (tos) (sfd)
[24.03.2002]