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17:33 Uhr | Sonntag, 12. Mai 2002 Artikel: > drucken  > mailen

Rettung für Cabaret Voltaire in Aussicht
cabaretvoltaire Besetztes Cabaret Voltaire an der Spiegelgasse.
 
Für das besetzte Dada-Haus im Zürcher Niederdorf zeichnet sich offenbar eine Lösung ab. Entsprechende Äusserungen machte ein Sprecher der Rentenanstalt, der das ehemalige Cabaret Voltaire gehört.

Zur Zeit seien noch intensive Verhandlungen mit der Stadt im Gange. Es sei aber noch diese Woche mit einer Lösung zu rechnen, die «mit grosser Sicherheit alle Beteiligten zufrieden stellen wird», sagte Rentenanstalt-Sprecher Andreas Bichelbauer laut einer Mitteilung der Juso der Stadt Zürich an einer Veranstaltung der Besetzer des Cabaret Voltaire.

Die Besetzer hatten zuvor symbolisch die Liegenschaft des historischen Cabaret Voltaire an der Spiegelgasse von der Rentenanstalt übernommen. Die Aktion beendete am Sonntag den «DADAaktionstag».

Die Schlusskundgebung fand vor dem Hauptsitz der Rentenanstalt am Mythenquai statt. Nachdem die rund 200 bunt kostümierten Aktivistinnen und Aktivisten den Haupteingang mit Kleingeld und Eiern beklebt hatten, dankte ein Sprecher in Frack und Melone der Rentenanstalt für «die schöne Zeit, die wir zusammen hatten». Weiter sagte der Sprecher: «Mit unserer Geldaktion haben wir das Cabaret Voltaire gekauft und kehren zurück in unsere Liegenschaft.»

Besetzt halten die Kunstschaffenden das einstige Dadahaus an der Spiegelgasse seit Anfang Februar. Damit wollen sie die Umbaupläne der Eigentümerin Swiss Life, einer Tochter der Rentenanstalt, verhindern oder wenigstens stören.

In 60 Prozent der Liegenschaft möchte Swiss Life Wohnungen einrichten. Der Umbau soll am 2. April beginnen. Um Auseinandersetzungen zu verhindern, bemüht sich die Stadt Zürich im Gespräch mit der Eigentümerin um eine einvernehmliche Lösung.

Um die Öffentlichkeit für ihre Anliegen zu gewinnen, haben die Kunstschaffenden den «DADAaktionstag» organisiert. Obwohl sie an verschiedenen Orten der Innenstadt - im Lift des Parkhauses Hohe Promenade, beim Bellerive Museum, beim Grossmünster oder auf der Quaibrücke - mit durchaus dadaistischen Performances oder Lesungen aufwarteten, zeigte das flanierende Publikum kaum Interesse.

Das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Bei eisiger Kälte wärmte sich die dadaistische Schar am Feuer nostalgischer Erinnerung und gedachte der grossen Vorbilder Hugo Ball, Hans Arp oder Francis Picabia. Diese hatten im Februar 1916 im Cabaret Voltaire jene Bewegung ins Leben gerufen, die sich rasch nach Deutschland, Frankreich und in die USA ausbreitete und in Kunstkreisen bis heute von Bedeutung geblieben ist. (tos) (sfd) [24.03.2002]


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© Tamedia AG - Quellen: tagesanzeiger.ch - Agenturen - E-Mail an Webmistress

 

 


 
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