Spielzeugkrieg geht weiter
"Sitzstreik" gegen eToys
Tilman Baumgärtel
Im "Spielzeugkrieg" zwischen dem amerikanischen Spielwarenversand eToys und der europäischen Künstlergruppe etoy wird mit immer härteren Bandagen gekämpft. Der amerikanischen Versandhandel hat am Wochenende erreicht, dass die sechsköpfige Gruppe keine E-mail mehr erhielt, indem er durch die amerikanische Firma Network Solutions Inc (NSI) deren Mailsystem sperren ließ. Auch die New-Yorker Internetfirma The Thing wurde kurzzeitig vom Netz abgehängt.
Der Grund: auf der Site befand sich die Homepage des "Electronic Disturbance Theaters", das mit einem selbst geschriebenen Programm die Website von eToys durch Überlastung zum Absturz bringen soll. Bei The Thing ist die Page, die zum "virtuellen Sitzstreik" aufruft, inzwischen verschwunden. Dafür tauchten an anderer Stelle im Internet ähnliche Sites auf, mit denen man beim Internet-"Sit-in" mitmachen kann. Auf Websites finden sich für Protestschreiben die E-mail-Adressen von Mitarbeitern der Firma. Selbst die Handy-Nummer von eToys-PR-Chef Jonathan Cutler kursiert im Netz.
Unterdessen ist der Börsenkurs von eToys von 67 Dollar am 29. November auf 37,65 Dollar am Montag gefallen. Während einige Wallstreet-Analysten einen Zusammenhang mit dem weltweiten Protest sehen, erklären andere den dramatischen Kurssturz mit dem schlechten Weihnachtsgeschäft.
eToys hat die Künstlergruppe etoy wegen Verwechslungsgefahr ihrer Internetadressen verklagt. Das Urteil in dem Präzedenzfall wird für den 27. Dezember erwartet. (tel.)
Artikel vom 21. Dezember 1999
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