ciao.com

Aktuelles Wirtschaft Markt Service Kultur Wissen Reisen Spass Sport Hilfe
                 
Homepage

Berliner Zeitung: Medien 
Senderfrequenzen 
Archiv 
Impressum 
Leserbriefe 
Titelseite 
 
Leser-Service 
Kleinanzeigen 
Anzeigenaufgabe 
Mediadaten 

 
www.bol.de

Berliner Zeitung [zur Ressortübersicht Medien]
[zum Newsletter]

Medien

"Sie versuchen, uns zu zerstören"

Das Verfahren Etoys gegen etoy geht weiter

Tilman Baumgärtel

Nur 45 Sekunden. So lange dauerte am Montag der Gerichtstermin in dem Verfahren, das der US-amerikanische Spielzeugversand gegen die europäische Künstlergruppe etoy führt. Etoy hat in den USA neue Anwälte beauftragt, die sich auf Internetrecht spezialisiert haben und die um zwei Wochen Verhandlungspause gebeten haben, um sich in die rechtliche Materie einarbeiten zu können. Die Anwälte, die etoy bisher vor dem kalifornischen Gericht vertreten haben, waren Experten für Markenrecht.

Doch um Markenrecht geht es im Kern bei dem Verfahren. Denn der amerikanische Internetversand Etoys hat etoy verklagt, weil sie ihren eigenen Markennamen im Internet bedroht sahen. Kunden, die aus Versehen http://www.etoy.com in ihren Browser eingäben, würden auf der provokanten Website der "ersten Streetgang auf dem Info-Highway" (etoy-Selbstdarstellung) landen. Ende November verbot das Gericht in den USA etoy bei Androhung einer Geldstrafe, ihre Internetadresse weiter zu benutzen.

Die einstweilige Verfügung löste nicht nur unter Netzkunst-Freunden, sondern auch bei Juristen Kopfschütteln aus. Denn etoy hat seine Domain 1995 angemeldet, während das Unternehmen Etoys erst seit 1997 existiert.

"Sie versuchen, uns zu zerstören", sagt ein Mitglied der Gruppe, der sich "Agent Gramazio" nennt, bei einem Telefoninterview mit der "Berliner Zeitung". Nachdem etoy eine halbe Million Dollar als Bezahlung für ihre Internetadresse ausgeschlagen hatte, sei das Unternehmen nun "beleidigt", wie "Gramazio" meint. "Das Bedrohliche an dem Verfahren ist, dass es unser ganzes Leben umstößt. Wir sind inzwischen alle ziemlich erschöpft." Zurzeit würde etoy täglich bis zu 18 Stunden an einer neuen Website mit dem Titel "toywar.Com" arbeiten, bei der die Unterstützer der Gruppe demnächst an einem "Aktienspiel" teilnehmen können.

Trotzdem sieht "Agent Gramazio" das Verfahren gegen etoy auch als ein Stück erfolgreicher Medienkunst: "Wir waren immer ein surreales Unternehmen, aber wir haben nie etwas vorgetäuscht. Wir haben versucht, die Realität mit unserem Informationsvirus zu infizieren." Der Prozess gegen die Gruppe würde bestätigen, dass ihre künstlerische Simulation von der "wirklichen Welt" zur Kenntnis genommen würde.

Darum gibt etoy nun selbst Aktien aus. "Agent Gramazio": "Etoys können ja 51 Prozent unserer Anteile kaufen und eine feindliche Übernahme versuchen."

Artikel vom 29. Dezember 1999

Leserbrief


E-Mail Gästebuch Wir über uns Suchen Hilfe Home
Ein Service von Berliner Zeitung, TIP BerlinMagazin, Berliner Kurier und Berliner Abendblatt. © G+J BerlinOnline GmbH, 30.12.1999