Kunst als Reflexion auf gesellschaftliche
Probleme der Gegenwart. Das ist für rtmark der Hauptzugang zu den
Aktionen. Kritik zu üben, wo es an Kritik fehlt, so lautet das Credo: "Die
populäre Glorifizierung von Konzernmacht, in welcher Form auch immer
(Techno-Utopismus, Techno-Paganismus, usw.) ist irregeleitet und im besten
Fall schwachsinnig, vor allem, wenn man weiß, wie sich Konzerne in
Wirklichkeit verhalten. rtmark wurde 1991 gegründet, um gegen diese
Situation aufzutreten", so schreiben sie in einer Grundsatzerklärung auf
ihrer Webpage.
Angegriffen wird eine Tendenz, getragen auch vom meinungsbildenden
"Wired Magazine", die den uneingeschränkten Fortschritt durch moderne
Technik propagiert und dabei den Staat als veraltete, hierarchische
Kontrollinstanz, als Hemmnis für den allgemeinen Wohlstand der Zukunft
darstellt. Für Kritiker wie rtmark steckt dahinter nur der Einfluß der
großen Konzerne. "Wir erkennen nicht, daß die Macht der Konzerne total
anders ist als die der Regierungen. Wir bekämpfen Konzernmacht, als würden
wir Regierungsmacht bekämpfen. Zum Beispiel gibt es die Diskussion über
Security, über den Schutz des Privatbereichs. Hacker haben dies zuerst
thematisiert. Das kommt daher, wie wir staatliche Gewalt rezipieren: als
das ultimativ Böse, so auf die Art: 'Oh Gott, sie können sehen, was wir
machen. Ist das nicht furchtbar?' Aber das ist im Grunde nicht mehr das
Schlimme in unserer Gesellschaft. Schlimmer ist, wir können nicht
sehen, was die großen Konzerne machen. Die Konzerne haben einen
geschützten Privatbereich. Ich würde meine persönliche Privatsphäre
aufgeben, wenn die Konzerne es auch machen würden."
Das Mittel von rtmark in der Auseinandersetzung mit Konzernmacht ist
die kreative Sabotage. Dabei geht es nicht um die Zerstörung von
Gegenständen und schon gar nicht um Aggression gegen Personen. Der
eigentliche Einfluß der Wirtschaft auf die Masse passiert über die
Produkte selbst, erklären die New Yorker. "Jeder Konsumartikel, jede Marke
beinhaltet Information, die unser Leben viel mehr prägt und verändert, als
wir es offensichtlich wahrhaben wollen."
rtmark zielt deshalb auf die Produkte selbst und verändert ihren
Informationsgehalt, bevor sie an den Konsumenten gelangen. Die Idee, in
ihrem Kampf gegen die Konzernmacht die Waffen des Gegners zu verwenden,
zeigt sich auch in ihrem Investmentfondsystem. Der Hauptzweck, Geld und
Ressourcen für Künstler aufzutreiben, basiert genauer betrachtet auf
neoliberalistischen Prinzipien des deregulierten Marktes. Nicht zu
vergessen ist dabei natürlich die andere Ebene im Aktionismus von rtmark:
Humor.