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underground resistance
"Widerstand ist zwecklos" - smarte Industriesabotage für eine bessere Welt
von Oliver Kurz
 

Eine kleine InternetUntergrundOrganisation mit dem Namen ®TMark versucht sich im Kampf gegen die Großkonzerne für eine bessere Welt, aber woher kommt eigentlich ®TMark?

Aus Sicherheitsgründen weiß das keiner so genau. Die Legende besagt, daß sich 1991 zwei Politikwissenschaftler und eine Buchhalterin über das Internet kennenlernten. Sie teilten das Interesse an Aktionen gegen Großkonzerne und erkannten die Notwendigkeit für neue Formen des Protestes, da ihnen Demonstrieren alleine nicht ausreichte. 1996 wurde die repräsentative Internetseite veröffentlicht, die mal wie die Shell Homepage und mal wie die MC Donalds Homepage aussieht. Seitdem gehören fünf Personen aus Amerika, zwischen 20 und 50 Jahren, zum engeren Führungskreis.

Der Server steht in New York, die etwa 200 freien Mitarbeiter und Sponsoren sind über die ganze Welt verteilt. ®TMark ist allein über die Internetseite organisiert, sie bietet die Möglichkeit zur Koordination und Publikation der Aktivitäten. Dabei handelt es sich um symbolische Gesten in Form von smarter Industriesabotage, die die Absurditäten und die Probleme der modernen Gesellschaft aufzeigen und dabei starkes Medienecho auslösen sollen. Zum Beispiel:

  • die Manipulation eines Lernprogrammes für Kinder, das in regelmäßigen Abständen Obszönitäten von sich gab.
  • Ein Sit-In auf der Homepage des amerikanischen Verteidigungsministeriums mit Hilfe von Massenmails.
  • Die Manipulation des Computerspieles Simcopter, in dem sich nicht zwei Krieger bekämpfen, sondern zwei Männer küssen.
  • Deconstructing Beck, ein Album ausschließlich aus Sampels von Beckalben, um gegen die Urheberrechtsgesetze zu demonstrieren.
  • Der Aufbau einer gefakten Wahlkampfhomepage für George W. Bush, auf der der Präsidentschaftskandidat über seinen vermeintlichen Kokain Konsum plauderte. Der Republikaner George W. Bush forderte darauf, daß Freiheit ihre Grenzen haben müsse.
®TMark freute sich über diese Antwort, fordern sie doch schon lange, daß die Freiheit des Marktes eine Grenze haben muß: Dürfen denn die Großkonzerne immer noch größer werden ? Die Internetseite fungiert als Kommunikationsplattform für Ideen, Mitarbeiter und Sponsoren.

®TMark versteht sich als eine Aktiengesellschaft, an der die Sponsoren, also die Anteilhaber am Projekt, von der Dividende profitieren, die in Form von kulturellen Verbesserungen an die Menschheit ausbezahlt wird. Wie die Mitarbeiter von ®TMark sind die Sponsoren Leute aus aller Welt und aus allen Bevölkerungsgruppen. Es eint sie der Wille zur Veränderung und die Freude an smarter Industriesabotage, um mit mediengerechten Formen des Widerstandes in eine bessere Zukunft zu investieren.

In diesem Sinne: http://www.rtmark.com/

®TMark im Interview
  RTMark

Nach langen Telefonaten und E-mailereien mit Leuten die stets anonym bleiben wollten, konnten wir schließlich einen Untergrundkämpfer ans Telefon bekommen:

Frank Guerrrero (Arbeitstitel) ist 26 Jahre alt und organisiert für ®TMark die Finanzen.

Wie fing eigentlich alles an?

Ich kenne nur die Geschichte, daß ein paar Freunde ®TMark gründeten. Es ist schon merkwürdig, aber da wir eine Internetorganisation sind, haben sich die meisten noch nie in ihrem Leben gesehen. Ich glaube die Gründer haben mit ®TMark angefangen, weil sie ein drohendes Problem erkannt haben: Geld gewinnt mehr und mehr Einfluß und außerdem waren sie frustriert wie Politik organisiert und strukturiert war, also hielten sie es für notwendig sich zu wehren. Auch wenn es nur um symbolische Gesten geht.
Ein Beispiel für ein Projekt, das ®TMark mit begründet hat ist der Austausch der Sprachmodule von Barbie und G.I. Joe Puppen: G.I. Joe sagte dann: "Laß uns einkaufen gehen" und Barbie: "Tote Männer lügen nicht". Danach trat die Barbie Befreiungsfront an die Öffentlichkeit, um auf die althergebrachten Rollenbilder von Kinderspielzeug aufmerksam zu machen.

Diese Art von Sabotage ist bei uns noch unbekannt, was genau macht Ihr bei ®TMark eigentlich ?

®TMark ist eine Firma, wo man Informationen bekommt, um gegen bestimmte Companies vorzugehen. Und zwar funktioniert das ganze wie eine Datenbank. Projekte werden vorgestellt, an denen man sich beteiligen kann. Entweder mit eigenen Vorschlägen, mit Geldspenden oder man arbeitet mit. ®TMark fungiert dabei als Schutzschild für alle, die an halblegalen Aktionen gegen Firmen teilnehmen. Unser Grundsatz ist: Anrgriff ohne körperliche Verletzungen, denn wir sind auf der Seite der Menschen.

Das sagen ja alle, was genau wollt Ihr denn erreichen ?

Unser erstes Ziel ist es, ein Regelwerk zu schaffen, damit Firmen nicht einfach die Rechte der Menschen übergehen. Das zweite Ziel ist mehr pädagogisch ausgerichtet: Wir wollen die Öffentlichkeit über das Fehlverhalten von Großkonzernen informieren. Einer der Punkte ist, daß Firmen die Welt vereinheitlichen, sie beschränken und reduzieren unsere kulturellen Möglichkeiten, unsere Kultur wird regelrecht von Ihnen ausgehölt. Wir bezeichnen uns als eine profitorientiertes Unternehmen, unsere Profite sind kulturell. Wir glauben dieses ständige Geldverdienen und das ständige Wachstum sind keine echten Lösungen für die Menschen.

Sind das nur idealistische Studenten, oder was für Leute arbeiten bei ®TMark ?

Alle möglichen Leute arbeiten für uns, Medienprofis und eine Menge junge Leute, die nach ihrem Studium in irgendwelchen Firmen landen und ziemlich enttäuscht sind, weil sie einen jungen dynamischen Arbeitsplatz erwarten und dann feststellen mußten, daß das Ganze eine Illusion, ein Deckmantel ist für eine Maschine, die Geld produziert.

Viele Eurer Mitarbeiter kalkulieren das Risiko mit ein, ihren Job zu verlieren. Ist es darüber hinaus nicht gefährlich für ®TMark zu arbeiten ?

Das schlimmste für unsere Mitarbeiter ist es wohl in der Öffentlichkeit falsch dargestellt zu werden. Ein paar Leute mußten zwar für ein paar Tage ins Gefängnis, aber die Anklage wurde immer fallengelassen. Ich selbst arbeite als Experte für Firmenbeurteilungen, ich schätze ihren wahren Wert. Und manchmal erledige ich für Artmark auch ein paar Dinge eher unter der Hand. Und natürlich verliere ich niemals ein Wort über ®TMark, es ist streng geheim.

 
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