The term credibility, so often used with reference to nuclear wapons, tells us a great deal about the real nature of the balance of terror. In fact the idea of such a balance, originally hailed as a divine gift by the Americans, has more to do with dogma than with any strategic theory.(4) As Marshal Grechko, Brezhnev's defence minister, put it: 'Continual development of our armed forces is an objective necessity for the construction of socialism and communism.' In other words, even when weapons are not employed, they are active elements of ideological conquest.
This nuclear faith, however, is beginning to waver and to encounter its first heretics. A number of generals are now saying that, after all, 'a nuclear conflict would not be the end of the world', repeating twenty years later the argument of General Buck Turgidson in Stanley Kubrick's Dr Strangelove: 'I don't say we wouldn't get our hair mussed, Mr President, but only ten to twenty million casualties - depending on the breaks.'(5) The balance of terror is changing because now everyone, or nearly everyone, has the bomb: in accustoming ourselves to nuclear sabre-rattling we have the illusion of reaching a new stage of knowledge. Illustrating, at a perceptual level, Lord Mountbatten's motto 'when it works it's out of date', a 'new Hiroshima' would today be just a trivial remake, an 'explosion of mini-bombs expressed merely in kilotonnes', as the military experts like to joke. Ronald Reagan understood this perfectly when he reopened the debate on 23 March 1983, unveiling a plan to establish a space-based anti-ballistic-missile system relying on lasers and mirrors... all by the year 2000. Most of the specialists who were asked about the project immediately talked of it as Star Wars, science-fiction cinema. But the necessary element of spectacle has behind it a thoroughly concrete programme on which the Pentagon will spend around a billion dollars a year. Similarly, while the stockpiling of weapons that will doubtless never be used is considered by the uninitiated to be an act of madness, in military eyes not only is it not an aberration, its magic is precisely to be without any justification, to have not other reason for existence than to be brandished and quantified in public. Since, according to J.P. Goebbels, the only measure of a military decision lies in its monstrous power, the very disproportion in the published figures (kilotonnes per head of population, etc.) serves to counteract the sense of familiarity among populations in question and to stir up their nuclear faith. In order to create a climate of terror, military men in both camps will certainly have to come up with something better than the forty million killed in the Second World War. This is why President Carter, continuing in a sense Eisenhower's last speech in 1961 that attacked the military-industrial complex, decleared in his farewell address to the nation:
It may only be a matter of time before maddness, desperation, greed or miscalculation lets loose this terrible force. In an all-out nuclear war, more destructive power than in all of World War Two would be unleashed every second during the long afternoon it would take for all the missiles and bombs to fall. A World War Two every second - more people killed in the first few hours than in all the wars of history put together.(6)
It is an arms race in which the doctrine and delirium of production have gradually replaced the doctrine of battlefield use, and the element of surprise - coming, as it did in the Malvinas war of 1982, from the technology itself rather than from the politicians, armies or general staffs - affects both adversaries at once. Battle is now nothing more than the autonomy, or automation, of the war machine, with its virtually undetectable 'smart' weapons such as the Exocet missile, the Beluga bomb, the Tigerfish torpedo, the 'Raygun Project' of lightning nuclear attack being studied by the Pentagon, the Doomsday machine...
(4) See P. Virilio, L'évangile nucléaire, in
Essai sur l'insécurité du territoire, Paris 1976.
(5) Norman Kagan, The cinema of Stanley Kubrick, New York 1972, p. 140.
(6) Speech of 14 January 1981, Historic Documents of 1981, Washingtion, D.C. 1982, p. 34.
In "Krieg und Kino" ("Guerre et cinéma I, Logistique de la perception", Paris, 1984) schrieb Paul Virilio:
Der Begriff der
Glaubwürdigkeit, der im Zusammenhang mit dem Einsatz von Atomwaffen so
oft angeführt wird, gibt implizit Auskunft über die wahre Natur des
Gleichgewichts des Schreckens. Dieses 'Geschenk des Himmels', als das die
Amerikaner es ansehen, hat mehr von einem Dogma als von einer strategischen
Theorie.(4) Und Breschnews Verteidigungsminister,
Marschall Gretschko, erklärte: 'Die ständige Entwicklung unserer
Streitkräfte ist eine objektive Notwendigkeit für den Aufbau des
Sozialismus und des Kommunismus...' Anders gesagt: auch ohne daß die
Waffen zur Anwendung kommen, ist das Rüsten ein aktives Element im ideologischen
Kampf.
Dieser atomare Glaube droht jedoch bereits ins Wanken zu geraten; er hat
schon seine ersten Ketzer hervorgebracht. Schon gibt es Generale, die uns versichern,
daß letztlich 'ein nuklearer Konflikt noch nicht des Ende der Welt bedeutet'-
ganz wie vor zwanzig Jahren in Stanley Kubricks Dr. Seltsam der General
Buck Turgidson tönte: 'Mr. President, ich will nicht sagen, daß wir dabei
keine Haare lassen müssen, aber das sage ich: nicht mehr als zwanzig bis dreißig
Millionen Tote, im Höchstfall..' (5) Das Gleichgewicht des Schreckens schlägt um,
weil inzwischen fast jeder die Bombe besitzt, und die Gewöhnung an das nukleare
Säbelrasseln macht die Theorie der Abschreckung illusorisch. Frei nach dem Ausspruch
von Lord Mountbatten - 'Wenn es funktioniert, ist es schon überholt' - wäre ein
'neues Hiroshima' nur ein schwaches Remake, 'eine Explosion von Bömbchen, die sich
noch in Kilotonnen ausdrücken läßt', wie die Experten scherzen. Präsident
Reagan hat das genau erkannt. Er hat die Diskussion wieder in Gang gebracht, als er am 23.
März 1983 sein Projekt eines ballistischen Raketenabwehrsystems für das
jahr 2000,
mit Lasern und Spiegeln in der Atmosphäre, präsentierte. Die meisten der dazu
befragten Spezialisten sprachen gleich vom 'Krieg der Sterne', von Science-ficton-Kino,
aber hinter dem unerläßlichen Schauspiel zeichnet sich bereits ein sehr
konkretes Programm ab, für das das Pentagon jährlich eine Milliarde Dollar
ausgeben wird.
Auch das Aufhäufen von Waffen, die nie zum Einsatz kommen werden,
für Laien der reine Wahnsinn, ist aus militärischer Sicht ein Verfahren
mit
einer eigenen Magie, die darauf beruht, daß es ohne Rechtfertigung bleibt,
ohne
einen anderen Grund, als daß die Waffen öffentlich hergezeigt und aufgezählt
werden. Da, wie schon Goebbels wußte, die 'einmalige Größe' einer
militärischen Entscheidung 'in ihrer Unmenschlichkeit' besteht, wird versucht,
gerade durch das Mißverhältnis in den veröffentlichten Zahlen - Zahl
von Megatonnen pro Kopf der Bevölkerung -, der Gewöhnung der betroffenen
Bevölkerung entgegenzuwirken und ihren atomaren Glauben anzufachen. Jedenfalls
müssen sich die Militärs beider Lager, wollen sie Furcht und Schrecken
verbreiten, etwas mehr einfallen lasen als die vierzig Millionen Toten des Zweiten
Weltkriegs.
Deshalb erklärte Präsident Carter in seiner Abschiedsrede an
die Nation - wobei er in gewisser Weise die letzte Rede Eisenhowers von 1961, dessen
Warnung vor dem militärisch-industriellen Komplex, fortsetzte-: 'Vielleicht
ist
es nur noch eine Frage der Zeit, bis Wahnsinn, Verzweiflung, Begehrlichkeit oder eine
Felhleinschätzung diese schreckliche Macht freisetzen. Ein weltweiter
Atomkrieg würde in der Tat eine größere Vernichtungsenergie
freisetzen als der ganze Zweite Weltkrieg, und das in jeder Sekunde des langen Nachmittags,
der nötig wäre, alle Raketen abzuschießen und alle Bomben auszuklinken.
In jeder Sekunde fände ein Zweiter Weltkrieg statt, und in den ersten Stunden gäbe
es mehr Tote als in allen Kriegen der Geschichte zusammen.'(6)
In diesem Rüstungswettlauf hat die Doktrin der Waffenproduktion
mit ihren Delirien allmählich die Doktrin ihrer Verwendung auf dem
Schlachtfeld verdrängt. Wie schon 1982 im Falkland-Konflikt, wird
sich in Zukunft die Überraschung gleichzeitig gegen beide Gegner
richten, weil sie nicht mehr von der Politik, den Oberkommandos oder den
Heeren ausgeht, sondern von der Technik. Autonom und automatisiert, entscheidet
die Kriegsmachinerie mit ihren intelligenten, fast unaufspürbaren
Waffen die Schlacht: mit der Exocet-Rakete, der Beluga-Bombe, dem
Tigerfish-Torpedo, dem 'railgun'-Projekt, dem vom Pentagon in Auftrag
gegebenen Projekt eines nuklearen Erstschlags, der Maschine des Jüngsten
Gerichts...
(4) Vlg. Paul Virilio, L'évangile nucléaire, in
Essai sur l'insécurité du territoire, Paris 1976
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(5) Norman Kagan, The cinema of Stanley Kubrick, New York 1972, p. 140.
(6) Speech of 14 January 1981, Historic Documents of 1981, Washingtion, D.C. 1982, p. 34.
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