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Der Domainnamenkonflikt zwischen Etoy und eToys spitzt sich zu

Florian Rötzer   18.12.1999

Die Künstlergruppe kann nicht mehr ihre Emailadresse benutzen, die Website des Electronic Disturbance Theater, auf der zum "virtuellen Sit-in" gegen eToys.com aufgerufen wurde, musste vom Netz genommen werden, und John Perry Barlow solidarisiert sich.

Der Konflikt zwischen der schweizerischen Künstlergruppe Etoy.com und dem Online-Spielehändler [External Link] Etoys.com spitzt sich weiter zu. Ende des letzten Monats hatte ein Gericht in Los Angeles eine einstweilige Verfügung ausgesprochen, die es Etoy.com verbietet, weiterhin den Domainnamen zu führen ( [Local Link] ETOY enteignet). Die Künstlergruppe hatte aus Angst vor hohen Geldstrafen nachgegeben und führt ihre Website jetzt als abgespeckte [External Link] Exilseite mit der numerischen Adresse weiter. Aus Solidarität hatten sich einige Initiativen formiert, um mit Aktionen den Kampf von Etoy gegen den Spielehändler zu unterstützen, was bis hin zu Vorschlägen reichte, die Firma finanziell zu ruinieren oder die Website zu cracken.


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Die Unterstützer von Etoy.com sehen in dem Vorgehen von eToys.com nicht nur einen normalen Streit über Domainnamen, sondern einen exemplarischen Fall, der zeige, wie weit bereits das Internet von den großen Firmen beherrscht werde. Das ist in diesem Fall ziemlich eindeutig, denn Etoy.com gab es schon zwei Jahre bevor eToys.com gegründet wurde. Im Grunde würde ein Verbot für Etoy.com, den Domainnamen weiter führen zu können, daraufhin hinauslaufen, dass große Unternehmen auch nachträglich noch mit Klagen wegen Markenschutzverletzungen durchkommen können, was zur Durchsetzung einer Plutokratie im Internet führen würde.

Auch [External Link] Network Solutions hat Partei ergriffen und nicht nur bis zum Gerichtsentscheid die Benutzung des Domainnamens Etoy.com blockiert, sondern auch die entsprechenden Emailadressen der Mitglieder der Künstlergruppe. Und nachdem [External Link] RTMark zu einem "Internetspiel" gegen Etoy.com aufgerufen hatte, um die Firma zu schädigen, wozu in Kooperation mit dem Electronic Disturbance Theater auch die Druchführung eines "virtuellen Sit-ins" gehörte, das am 15.12. begonnen wurde und den Zugang zur Website von Etoys.com erschweren sollte ( [Local Link] RTMark ruft zu einem Internetspiel gegen eToys.com auf), kam es zum nächsten Schritt. Auf Betreiben von Etoys.com wurde am Freitag zunächst einmal die Website von [External Link] The Thing für 13 Stunden gesperrt. The Thing ist ein nicht-kommerzieller Internetprovider für Künstler, der auch die Website des [External Link] Electronic Disturbance Theater gehostet hat, nachdem sie bereits zuvor wegen der virtuellen Sit-Ins von der New York University verbannt wurde, auf deren Server sie zuvor gewesen war und wo man jetzt nur noch auf der Homepage von [External Link] Stefan Wray ältere Texte über das EDT findet.

Nach dem Start des virtuellen Sit-ins am 15 Dezember hatte sich eToys.com an [External Link] Verio Inc. gewandt, die für The Thing die Verbindung mit dem Internet herstellen, und gefordert, weil viele Seitenaufrufe von hier kamen, diese Aktivität einzustellen. Da angeblich Angestellte von Verio keinen Verantwortlichen von The Thing erreichen konnten und die Benutzerregeln von Verio Denial-of-service-Angriffe verbieten, wurde gleich die ganze Website durch einen Filter blockiert, wie die [External Link] New York Times berichtet. Ricardo Dominguez, Mitarbeiter bei The Thing und Mitbetrieber des EDT, hat dann offenbar zugestimmt, die EDT-Site zu schließen. Dominguez meinte gegenüber der New York Times, dass das virtuelle Sit-in sehr erfolgreich gewesen sei, aber man habe die Software zum automatischen Aufrufen einer URL nicht geschaffen, um einen Server zum Zusammensturz zu bringen oder gar eine Website zu verändern. Nach eToys war durch das virtuelle Sit-in allerdings der Zugang nicht erkennbar gehindert, allerdings wundert man sich dann schon auch, warum man dann für die Schließung der EDT-Website gesorgt hat.

Etoy.com selbst streitet natürlich ab, dass sie für die solidarischen Aktionen verantwortlich sei: "Wir sind glücklich, dass die Menschen etwas machen", sagte Zai von Etoy.com, "aber das alles ist ein wenig bedenklich, weil man denken könnte, dass wir irgend etwas damit zu haben könnten.

Mittlerweile haben sich auch bekannte Internetprominente wie John Perry Barlow oder Douglas Rushkoff in den Konflikt eingemischt. "Das ist der Punkt", so Barlow gegenüber [External Link] Wired News, "an dem die Menschen zu erkennen beginnen, dass es einen Unterschied zwischen der Internetindustrie und der Internet Community gibt, und die Internet Community muss sich zusammenschließen und sich mit einer Stimme äußern." Shari Steele von der [External Link] Electronic Frontier Foundation meint, es sei eine Schande, dass eToys das Recht auf diese Weise missbrauche. Möglicherweise werde auch die EFF etwas in diesem Fall unternehmen, kündigte Barlow an: "Hier kommen wirklich die Grenzen zwischen den traditionellen Geschäftspraktiken und den Praktiken ins Spiel, die im Cyberspace entstanden sind. Es geht hier wirklich um die Entscheidung, ob wir den Cyberspace zu einem besseren Ort machen wollen. Ich glaube, es ist nicht idealistisch zu glauben, dass wir die Chance haben, neu zu beginnen, wenn wir nicht aufgeben." Allerdings wendet sich Barlow gegen mögliche Crackversuche von eToys.com, weil das langfristig nur konterproduktiv wäre.

Angeblich will sich eToys.com, wie die New York Times berichtet, gütlich mit der Künstlergruppe einigen. Man habe bereits 400000 Dollar für den Kauf des Domainnamens geboten. Da könnten die Internetkünstler natürlich schwach werden ...

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