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Mittwoch, 25. August 1999
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NZZ Monatsarchiv

Neue Zürcher Zeitung VERMISCHTE MELDUNGEN Samstag, 21.08.1999 Nr. 193  64

Original und Fälschung

New Yorks Bürgermeister als Ziel von Internet-Satirikern

owd. New York, 19. August

    

    Amerikas Spötter reiben sich die Hände, spielt sich doch im Internet derzeit eine virtuelle Fehde ab, die immer bizarrere Züge annimmt und die Satiriker im politischen Sommerloch unermüdlich mit Material versorgt. Denn während sich die voraussichtlichen Kontrahenten für die Senatorenwahl im Staat New York - Hillary Clinton und New Yorks Bürgermeister Rudy Giuliani - noch nicht eindeutig zu ihrer Kandidatur erklärt haben, führen sie im Internet bereits erbittert Wahlkampf, und zwar mit harten Bandagen. Beide Kandidaten haben ihre auf die Senatskampagne zugeschnittene Homepage. Das heisst, Giuliani hat deren zwei, nämlich www.RudyYes.com und www.HillaryNo.com. Finanziert werden sie, so ist zu lesen, von seinen Freunden - und dankbar empfangen von politischen Satirikern, die so wie Giuliani von den Vorzügen des Internets als Verbreitungsmedium einer Kampagne Gebrauch zu machen wissen.

    Giuliani, der sich in New York durch sein hartes Durchgreifen und sein markiges Auftreten einen zwiespältigen Ruhm erworben hat, war noch nie für Zwischentöne bekannt. Seine Senatskampagne besteht hauptsächlich aus Frontalangriffen auf seine voraussichtliche Gegenkandidatin. Die HillaryNo-Homepage, die eine ausgesprochen unvorteilhafte Photographie der First Lady ziert, geizt weder mit Häme noch mit unverhohlenem Spott, und dies in einem Ausmass, dass nur schwer zu unterscheiden ist, ob es sich um Ernst oder Satire handelt. Diesen Umstand hat sich eine unter Politikern gefürchtete Gruppe namens RTMark zunutze gemacht und unter www.YesRudy.com eine Homepage ins Internet gestellt, die Giulianis offizieller Site zum Verwechseln ähnlich ist - freilich nur auf den ersten Blick. In Abwandlung von Giulianis Slogan «Bewährte Führung für die Zukunft» ist hier von extremer Führung die Rede.

    Unter Bezugnahme auf Giulianis berüchtigten politischen Stil werden scharfe Witze auf seine Kosten gemacht, gegen die der republikanische Politiker wohl nichts wird unternehmen können. Bereits George W. Bush hatte vergeblich rechtliche Schritte gegen eine Parodie seiner offiziellen Website von den gleichen Urhebern eingeleitet. Denn diese wissen, dass sie nicht einmal für das Kopieren der originalen Bilder und deren Weiterverwertung belangt werden können; hinter RTMark verbergen sich nämlich gewiefte Juristen. Um die Verwirrung noch grösser zu machen und den Eindruck zu verstärken, bei der Fälschung handle es sich um das Original, haben sie einen auffälligen Verbindungslink von ihrer Website YesRudy zur wahren Giuliani-Website HillaryNo erstellt.

    Giuliani indes versäumte es, für eine Gebühr von je 70 Dollar sämtliche Homepage-Namen registrieren zu lassen, die dem offiziellen ähnlich sind, weswegen nun viele seiner Anhänger - sehr zur Freude der Urheber - auf falschen Homepages landen. Inzwischen wimmelt es von Homepages, denen die Tatsache gemeinsam ist, dass ihre Internetadressen mindestens zwei der folgenden Elemente enthalten: Rudy, Hillary, Yes, No.

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